Roger und die Brüdergemeinschaft von Taizé

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Roger und die Brüdergemeinschaft von Taizé

Roger Schutz-Marsauche wurde 1915 als neuntes Kind eines Pfarrers der reformierten Kirche im Schweizer Jura geboren. Schon als Kind war er aufgeschlossen für verschiedene Strömungen des Protestantismus
und für Kontakte zur katholischen Kirche. Geschwächt durch eine Lungen-Tuberkulose verlieh ihm die Be-
schäftigung mit dem religiösen Leben die nötige Kraft für das Theologiestudium, und bald trat er den
Vorsitz in einer christlichen Studentenvereinigung an.

Anfang des 2. Weltkriegs begann der junge, zum Pfarrer ordinierte Protestant, ein mönchisch geprägtes
Leben zu formen, das an die moderne Zeit angepasst war: Er siedelte in das burgundische Dorf Taizé über und begründete mit Angehörigen des Studentenbudedes eine Kommunität mit Regeln zum einfachen Leben mit Arbeit, Ruhe und Barmherzigkeit. Taizé lag in der politisch neutralen Zone, so konnten Kriegsflüchtlinge aufgenommen werden, in der Nachbar- gemeinde Macon wurde der Gottesdienst gestaltet.
Nach dem Krieg wurden Kriegsgefangene und Kriegswaisen versorgt, später wurde die Taizé-Gemeinschaft
ein Schauplatz der deutsch-französischen Versöhnung.


Zunächst noch ohne lebenslange Verpflichtung wurde 1952 in der Regel von Taizé der Verzicht auf persön-
lichen Besitz und die Ehelosigkeit formuliert, weitere Fraternitäten entstanden in Frankreich, danach weltweit. Zahlreiche ökumenische Begegnungen folgten, 1961 trat der erste anglikanische Bruder in die Gemeinschaft ein, 1969 der erste katholische. Frère Roger erhielt Audienz bei Papst Pius VIII und weiteren Päpsten sowie dem orthodoxen Patriarchen, schließlich entstand eine Freundschaft mit Papst Paul VI.

Von 1962 an führte das 2. Vatikanische Konzil im Sinne der Versöhnung unter den christlichen Kirchenzu zahlreichen Annäherungen; trotz der Unterschiede in Schrift und Tradition gab es eine gemeinsame Ebe-ne in Glauben, Hoffnung, Liebe und das gemeinsame Gebet. Gegen Ende des Konzils, vier Jahre später,entstand die Idee der Jugendtreffen. Zunächst wurden in Taizé 14-tägige Jugendlager mit liturgischem Lebenund praktischer Arbeit eingeführt. Schließlich kamen zum Konzil der Jugend im Jahr 1974 nicht wenigerals 40.000 Besucher auf den Taizé-Hügel, es gab eigene Gebete und Kirchenmusik, die an die große Teil-nehmerzahl angepasst waren. Später folgten die Jugendtreffen zum Jahreswechsel in verschiedenstenGroßstädten, zunächst in Rom. Das Abenteuer Taizé zündete neben dem helfenden Engagement in allerWelt mit seinem ökumenischen Denken gerade bei den jungen Leuten einen Funken, für sich die religiöse Praxis wieder zu entdecken, Stille und Heiliges zu erfahren, neues Selbstvertrauen zu entwickeln.

Im Alter von 90 Jahren wurde Frère Roger im August 2005 von einer psychisch kranken Frau erstochen.
Seine Nachfolge in der Kommunität trat Bruder Alois an. Bis heute bleiben mit dem Namen Roger neben
seinem weltweiten Lebenswerk seine besondere Verdienste um die Ökumene und Versöhnung unter be-
sonderen Einbeziehung junger Menschen verbunden.
In vielen Kirchengemeinden werden seitdem regelmäßige Taizé-Andachten zur inneren Sammlung gefei-
ert, so auch in Haspe.

Dr. Hans-Peter Schlien

Moiz Rasiwala: Die Geschichte von Taizé, Herder 2013

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